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Wirtschaftsgipfel Köln

Deutschland: 18-20 Juni 1999

Wirtschaftsgipfel Köln, Deutschland, 18. - 20. Juni 1999

Charta von Köln -Ziele und Bestrebungen für lebenslanges Lernen
19 Juni 1999

Die Herausforderung, der sich jedes unserer Länder gegenübersieht, besteht darin, wie wir eine Gesellschaft von Lernenden werden und sicherstellen können, daß unsere Bürger mit dem Wissen, den Fertigkeiten und den Qualifikationen ausgerüstet sind, die sie im nächsten Jahrhundert brauchen werden. Volkswirtschaften und Gesellschaften gründen sich zunehmend auf Wissen. Bildung und Fertigkeiten sind unerläßlich für wirtschaftlichen Erfolg, staatsbürgerliche Verantwortung und sozialen Zusammenhalt.

Das nächste Jahrhundert wird von Flexibilität und Wandel gekennzeichnet sein, und mehr denn je zuvor ist Mobilität gefragt. Heute genügen ein Paß und ein Flugticket, um an jeden Ort der Welt zu reisen. In Zukunft wird die Eintrittskarte zu Mobilität durch Bildung und lebenslanges Lernen erworben. Diese Eintrittskarte muß für jedermann erhältlich sein.

Teil 1: Grundprinzipien

Die Verwirklichung unserer sozialen und wirtschaftlichen Ziele erfordert ein erneutes Engagement für Investitionen in lebenslanges Lernen:

  • durch Regierungen, die in die Verbesserung der Bildung und Ausbildung auf allen Ebenen investieren;

  • durch die Privatwirtschaft, die für Gegenwart und Zukunft Arbeitnehmer ausbildet;

  • durch die einzelne Menschen, die für die Entwicklung ihrer eigenen Fähigkeiten und ihrer beruflichen Karriere Sorge tragen.

Der Ertrag der Investitionen in die Menschen war nie größer und die Notwendigkeit dieser Investitionen nie dringlicher als heute. Sie sind der Schlüssel zu Beschäftigung, Wirtschaftswachstum und zum Abbau sozialer und regionaler Ungleichheit. Auf dem Weg ins nächste Jahrhundert wird der Zugang zu Wissen einer der maßgeblichen Faktoren für Einkommen und Lebensqualität sein. Globalisierung bedeutet, daß sowohl entwickelte Länder als auch Entwicklungsländer von einem höheren Wissensstandard und verbesserten Fertigkeiten weltweit profitieren können. Ein Engagement für mehr Investitionen in die Menschen muß sich auf die folgenden drei Prinzipien stützen:

  • Erstens sollten alle Zugang zu Bildung und Ausbildung haben, nicht nur die intellektuell Begabten oder wirtschaftlich Privilegierten. Dabei sollte die Grundbildung kostenfrei sein. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Bedürfnissen der Benachteiligten und der Bekämpfung des Analphabetentums gelten;

  • zweitens sollten alle ermutigt und in die Lage versetzt werden, ihr Leben lang und nicht nur während der Pflichtschulzeit zu lernen;

  • drittens sollte den Entwicklungsländern geholfen werden, umfassende, moderne und leistungsfähige Bildungssysteme aufzubauen.

Teil 2: Wesentliche Elemente

Die wesentlichen Elemente einer Strategie für lebenslanges Lernen und Ausbildung sind:

  • eine qualitativ hochwertige Bildung in den frühen Lebensjahren;

  • eine Grundschulbildung, die es allen Kindern ermöglicht, solide Fähigkeiten im Lesen, Schreiben, Rechnen und in Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zu erlangen sowie eine grundlegende soziale Kompetenz zu entwickeln;

  • eine Sekundarschulbildung, die die Anlagen und Fähigkeiten aller Schüler fördert, nicht nur derjenigen, die sich auf eine Hochschul- oder freiberufliche Laufbahn ("higher education and professional career") vorbereiten. Diese Schulen sollten den jeweiligen Bedarf des Arbeitsmarkts kennen;

  • eine berufliche Bildung, die solche Fertigkeiten vermittelt, die auf die Erfordernisse des Arbeitsmarkts und den jeweils neuesten Stand der Technologien abgestimmt sind sowie Wege zu höherer Qualifikation eröffnet;

  • eine Hochschulbildung, die allen, die zu einem Studium mit Hochschulabschluß befähigt sind, die Chance dazu eröffnet. Dabei soll, soweit erforderlich, finanzielle Unterstützung gewährt werden, um allen, die diese Chance nutzen können, den Zugang zu gewähren;

  • eine Erwachsenenbildung, die angemessene öffentliche und privatwirtschaftliche Unterstützung erfährt, den familiären Bedürfnissen Rechnung trägt und leicht zugängliche Umschulungsmöglichkeiten während des gesamten Lebens bietet. Sie sollte qualitativ hochwertige praxisnahe Lernsysteme ebenso umfassen wie die Vermittlung der notwendigen Fertigkeiten für ein Lernen in Eigeninitiative.

Auf allen Stufen des Lernens sollte die Bedeutung von Kreativität, Unternehmergeist und Erziehung zu demokratischem Staatsbürgersinn betont werden. Dazu gehören die Achtung der politischen, der bürgerlichen und der Menschenrechte aller, der Wert von Toleranz und Pluralismus sowie Verständnis und Achtung für die Vielfalt unterschiedlicher sozialer Gemeinschaften, Ansichten und Traditionen.

Teil 3: Bausteine

Bildungssysteme sind stark national geprägt, und ihnen kommt bei der Förderung der kulturellen Vielfalt eine wichtige Rolle zu. Es gibt jedoch wichtige Bereiche, in denen verschiedene Staaten gleiche Prioritäten und Ansätze verfolgen oder besonders wirksame Strategien zur Modernisierung ihrer Bildungs- und Ausbildungssysteme entwickelt haben, um das Bildungsniveau auf allen Ebenen anzuheben. Eine Schlüsselbedeutung kommt den folgenden Bausteinen zu:

  • Die Lehrenden sind die wichtigste Ressource bei der Förderung von Modernisierung und höheren Bildungsstandards; ihre Rekrutierung und Ausbildung, ihr Einsatz sowie geeignete Leistungsanreize sind für den Erfolg jedes Bildungssystems von entscheidender Bedeutung;

  • die einander ergänzenden Rollen öffentlicher und privater Finanzierungsquellen sowie die Notwendigkeit, das Niveau der Investitionen in Bildung und Ausbildung insgesamt zu heben;

  • moderne und leistungsfähige IKT-Netze zur Unterstützung traditioneller Lehr- und Lernverfahren und zur Steigerung der Quantität und Bandbreite von Bildungs- und Ausbildungsangeboten, beispielsweise durch Fernunterricht;

  • die fortgesetzte Entwicklung und Vervollkommnung international anerkannter Tests zur vergleichenden Beurteilung von Lernergebnissen;

  • die Anerkennung fachlicher Qualifikationen und beruflicher Erfahrung;

  • die Förderung des Fremdsprachenunterrichts zur Verbesserung des Verständnisses unterschiedlicher Kulturen und zur Erhöhung der Mobilität in einer globalisierten Welt;

  • vermehrtes Augenmerk auf die Festlegung klarer Ziele in bezug auf höhere Leistungsnormen und -niveaus;

  • die Notwendigkeit der Herausbildung einer Kultur des Unternehmertums im Bildungswesen, nicht zuletzt durch die Herstellung möglichst enger Beziehungen zwischen Universitäten und Unternehmen auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung.

19 Juni 1999


Quelle: Presse- und Informationsamtes Der Bundesregierung

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